Warten

Zehn Minuten lang schreiben.

Als Kind erscheinen einem zehn Minuten unglaublich lange. Zehn Minuten warten, bis das Essen fertig ist, man beim Autofahren das Ziel erreicht oder der Film im Fernsehen beginnt. Als Kind besteht das ganze Leben rückblickend betrachtet aus sehr vielen Minuten des Wartens. 

„Warte bitte bis deine Schwester fertig ist.“, „Warte bis der Mann vor uns an der Reihe war.“, „Bis Weihnachten musst du noch zehn Mal schlafen.“ Zehn Tage, gefühlt war das ein halbes Jahr. Der Adventskalender meiner Mutter an der Küchentür hat das Warten zwar damals versüßt, aber schneller ging die Zeit dadurch auch nicht um. „Warte noch, bis du etwas älter bist, dann wirst du es verstehen.“, „Warte bitte, sei nicht so hastig und mach das ordentlich!“. Wenn man dann erwachsen wird, fragt man sich, wieso wir meist nur noch so selten abwarten.

Wir könnten uns mal darauf zurückbesinnen, was uns gelehrt wurde. Warten, bis der Kaffee am Morgen fertiggekocht ist. Ihn dann in Ruhe trinken und der Sonne dabei zusehen, wie sie aufgeht. Warten beim Ein- und Aussteigen am Bahngleis. Die anderen Mitmenschen nicht verärgern und selbst dadurch entspannt bleiben. Der Alltag ist ein hin und her Gehetze zwischen Verpflichtungen, Freizeitterminen, Fristabgaben, Prüfungen, Events und und und …

Beim Lernen im Medizinstudium fällt mir wieder auf, dass es sehr gewinnbringend sein kann zu warten. Warten, bis der Kopf wieder frei ist und die Gedanken sortiert sind. Platz für Neues schaffen. Beim Sport auf den Angriff des Gegners warten und in sich kehren. Warten – einfach mal abwarten was passiert.  Vielleicht nehmen wir uns das alle mit aus unserer „wartenden Kindheit“. Warten bringt so viel Unbezahlbares mit sich.

Warte mal!

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